Vor kurzem unternahmen die Schülerinnen und Schüler der Klassen 11, 12, und 13 der Markus-Schule in Begleitung der Lehrkräfte Annette Lotz, Carmen Ueltzhöffer und Patrick Ruß eine spannende Exkursion. Ziel der Reise war das Seehaus Leonberg, das jugendlichen Straftätern einen Strafvollzug in einer sogenannten „freien“ Form anbietet, von Gittern war also nichts zu sehen. Die Schüler bekamen dort mittels einer spannenden Präsentation durch den Häftling Luis, der in seiner Vergangenheit selbst mehrmals Straftaten begangen hatte, einen Einblick in das Leben im Seehaus.
Das Seehaus hat einen strengen Tagesablauf und die Häftlinge selbst haben äußerst selten Freizeit. Der Alltag im Seehaus ist geprägt von Frühsport, Putzen, Schule, Arbeiten und zahlreichen anderen Aktivitäten, die nichts mit dem Thema „Faulenzen“ zu tun haben. Von morgens 5:30 Uhr bis abends um 22:00 Uhr ist stets Programm angesagt.
Die Häftlinge sollen von Anfang an gefördert werden, nicht nur durch ihre Gastfamilien, die auch eine wichtige Rolle im Seehaus spielen, sondern auch durch andere Häftlinge. Die Jugendlichen helfen sich gegenseitig und unterstützen sich als Peer-Group. Die Gastfamilien wiederum nehmen die Häftlinge in ihre Familie auf, sorgen für diese als Mentoren, verwalten beispielsweise finanzielle Angelegenheiten und feiern mit ihnen wichtige Feste wie Geburtstage oder Weihnachten, etwas, was nicht jeder Häftling zuvor gewohnt war. Auch bekommen die Jugendlichen eine Chance auf eine Ausbildung im handwerklichen oder landschaftlichen Bereich, in der Schreinerei oder Schlosserei auf dem Gelände. Das Seehaus bietet den Jugendlichen hierbei nicht nur Abwechslung oder eine Chance, sich mit ihren Fähigkeiten entfalten zu können, sondern auch wirklich die Gelegenheit, einen Neustart zu wagen. Die Jugendlichen lernen im Seehaus vor allem, ihre kriminellen Energien umzuwandeln und in etwas Neues, etwas Positives zu investieren.
Luis wird nun noch weniger als ein halbes Jahr im Seehaus Leonberg sein. Er hat den Schülern mittgeteilt, wie viel er in dieser Zeit mitgenommen hat und wie es ihn verändert hat. Nach einer Führung über das Gelände des Seehauses und einem abschließenden Foto ging es für die Klassen schließlich wieder auf den Heimweg. Alle waren voll von Eindrücken, bewegt und froh, selbst in Freiheit zu leben.
Maurice Mick Klasse 13